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Recherchen zur 400 Jahr Feier des Heimatschutzvereins Abt. Alt. von 1616 e.V. in 2016

von Josef Grabbe
Zur Gründung des Heimatschutzvereins

Bredenborn 1924
Am 27./28./29. Juli feierte die heilige „Alte Schützengesellschaft“ ihr diesjähriges Schützenfest, das mit der Jubiläumsfeier der 150 jährigen Wiederkehr ihrer Fahnenweihe verbunden war. Sie ist das älteste Zeichen, das uns erhalten ist. Die Statuten stammen aus dem Jahre 1850. Die älteren Urkunden sind leider bei einem Brande vernichtet. So weiß man nichts Genaues über das Gründungsjahr. Der Verein besteht aber sicher schon mehrere Jahrhunderte, da doch unser Ort, die ehemalige domkapitularische Stadt Bredenborn, vor ungefähr 600 Jahren vom Kloster Marienmünster aus gegründet wurde.
(aus: Anton Keck, Chronik Bredenborn 1825-1949)

Ausgehend von diesem Chronikeintrag sollen die nachfolgenden Ausführungen eine Annäherung an das Gründungsjahr des Heimatschutzvereins Abt. Alt von 1616 e.V. sein.
Um den Gesamtzusammenhang herzustellen ist es m.E. notwendig, die Bredenborner Historie genauer zu beleuchten.

Zur Historie von Bredenborn

Bredenborn erstmals im Jahr 1128 unter dem Namen Bredinburne in der Gründungurkunde Marienmünsters erwähnt, erlangte im Jahre 1332 im Zuge der Anlage einer Burg
zum Schutz des Klosters Marienmünster durch Abt Hermann von Mengersen Stadtrechte. Dies wird bezeugt in einer Urkunde vom 04.04.1332, die abschriftlich erhalten ist im Kopialbuch des Klosters Marienmünsters.

1341 musste Marienmünster dann – wie schon 1324 die Stadt Vörden – die Stadt Bredenborn an den Paderborner Bischof abtreten. Dafür erhielt das Kloster das Pfarrrecht in einer ganzen Reihe von Orten einschließlich der Landausstattung und der sonstigen Einkünfte der Pfarrstellen sowie zahlreiche Zehnten. Bredenborn blieb bis 1401 bischöflich, wurde dann aber an die Familie von Haxthausen verkauft, die es bis 1582 behielt und dann dem Bischof gegen Besitz und Rechte in Vörden und eine Summe von
17010 Taler zurück verkaufte.

Im Jahre 1618 schenkte schließlich der Paderborner Bischof Ferdinand, Herzog von Bayern, der auch Erzbischof von Köln war, kurz nach seinem Amtsantritt dem Domkapitel die Stadt Bredenborn. Wahrscheinlich war das eine Bedingung des Domkapitels für seine Wahl gewesen. (vgl Hagemann, W. Die zweite Stadt des Domkapitels in: Wo die Lippe springt, 1995, S.29)

In diesen Zeitrahmen fällt die vermutete Gründung des Schützengesellschaft von 1616. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis bestand. Sicherlich waren im Jahre 1616 die ersten Vorboten des zwei Jahre später beginnenden 30-jährigen Krieges zu erkennen.
Die bisherige Schutzmacht der Paderborner Bischof war bereit, seine Bredenborner Besitzungen aufzugeben und an sein Domkapitel abzutreten. Die Urkunde wurde am 19. Dezember 1618 ausgestellt. Im Zuge dieser geplanten Umstrukturierungen und drohender Konflikte, ausgelöst auf
überregionaler Bühne, ist es durchaus denkbar, dass der Paderborner Fürstbischof Ferdinand, Herzog von Bayern den Bredenborner Bürgern einen Schützenbrief ausgestellt hat, damit sie im Rahmen iher Möglichkeiten Hab und Gut vor Raub und Zerstörung schützen können.


Man kann also erkennen, dass in den Anfängen ausschließlich militärische Aufgaben zu bewältigen waren. Die tüchtigsten und kräftigsten Bürger einer Stadt wurden besonders ausgebildet und diese bildeten dann die ersten Schützengesellschaften, die wiederum ihr Erlerntes Wissen und Können an die Jüngeren weitergaben. Erst in der Folgezeit trat das Kameradschaftliche und die Geselligkeit mehr und mehr in den Mittelpunkt, zumal die Aufgaben der Verteildigung zunehmendHoheitsaufgaben wurden.

Das Zentrum der Schützengesellschaft bildete die Fahne, die in Bredenborn nachweislich auf das Jahr 1774 datiert werden kann.1

Die ehemals ausgestellten Schützenbriefe hatten fortlaufend ihre Bedeutung und wurden in den folgenden Jahrhunderten immer wieder erneuert. Für Bredenborn liegen, wie oben erwähnt, Statuten aus dem Jahre 1850 vor.

Ein präzises Entstehungsdatum des Bredenborner Heimatschutzverein von 1616 kann somit zwar nicht eindeutig festgelegt werden, es bleibt dennoch dem Verein selbst freigestellt, auf welche Zusammenhänge er sich in einer Jubiläumsfeier beruft. Die hier aufgezeigten Bezugspunkte sind m.E. Grund genug dem Verein eine 400 – jährige Tradition zu bescheinigen.

Josef Grabbe
Ortsheimatpfleger
Bredenborn 30.03.2016


1
Die Bredenborner Schützenfahne von 1774 war seit den Wirren des 2. Weltkrieges in Corvey aufbewahrt worden. Anfang der 90 Jahre wurde sie vom ehemaligen Bredenborner
Schützenoberst Paul Krome in ihre alte Heimat zurückgeholt und in einen Holzrahmen mit Glasabdeckung aufgespannt, um sie möglichst gut vor weiterem Zerfall zu schützen. Sie hat ihren Platz nun in der Bredenborner Schützenhalle gefunden.

Die Fahne zeigt einen doppelköpfigen Adler und trägt die Aufschrift:

PRO FIDE ET CEASARE
(Für den Glauben und den Kaiser)
BREDENBORN DE 13 MAI ANNO 1774

Die Bredenborner Schützenfahne von 1774 ist vermutlich im gleichen Jahr gestiftet worden wie die Vördener Schützenfahne Zu dieser Zeit stand das Gut Vörden nämlich im Besitz der Witwe Maria Theresia von Haxthausen geb. von Westphalen. Ihr Bruder, Friedrich Wilhelm von Westphalen, war zunächst Domkellner (Güterverwalter) im Paderborner Domkapitel und in dieser Funktion auch zuständig für das domkapitularische Gut Bredenborn. Er dürfte die dienstlichen Besuche dort stets mit einem Aufenthalt bei seiner Schwester in Vörden verbunden haben. Friedrich Wilhelm war dann 1763 zum Fürstbischof von Hildesheim und 1773 zum Koadjutor des Fürstbistums Paderborn gewählt worden. Es liegt nun die Vermutung nahe, dass die Fahnen von den beiden Geschwistern gestiftet wurden, wobei Maria Theresia die Fahne für Vörden und der Bruder aufgrund seiner
früheren Kontakte die für Bredenborn schenkte. Das Motto „Für den Glauben und den Kaiser“ (pro fide et caesare) wie auch der Reichsadler auf den Fahnen wären einem Bischof und gleichzeitigem Reichsfürsten durchaus angemessen.
vgl. Wilhelm Hagemann, in: Vörden Geschichte einer Ackerbürgerstadt im östlichen Westfalen, Bonifatius Verlag, Paderborn 2008, S. 424-425

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